Flasche öffnen, Wein eingießen, einen Schluck nehmen – Wein trinken ist einfach. Aber Wein wirklich genießen? Womöglich noch ohne Vorkenntnisse? Auch! Denn dafür müssen Sie weder Weinprofi sein noch Schrankwände voller Spezialgläser besitzen. Mit diesen zehn unkomplizierten Schritten wird Ihr nächstes Glas Wein zum bewussten und genussvollen Erlebnis.

 



Weine haben eine große Geschmacksvielfalt

Steht Ihnen der Sinn nach frischen Weißweinen mit grünen Äpfeln und Zitrusnoten, oder bevorzugen Sie rote Früchte und erdige Aromen in kräftigen Rotweinen? Trinken Sie lieber spritzig-leichte Weine oder gehaltvoll-intensive? Jeder Wein bietet ein individuelles Geschmackserlebnis, und selbst Weine aus der gleichen Rebsorte können je nach Anbaubedingungen und Region unterschiedlich schmecken.


Die richtige Temperatur

Achten Sie darauf, dass Ihr Wein mit der passenden Temperatur serviert wird. Rotweine sollten leicht gekühlt bei etwa 16–18 °C serviert werden, während Weißweine und Roséweine bei etwa 8–12 °C am besten schmecken. Ein Sekt kann ruhig noch etwas kälter, zwischen 4 und 8 °C, genossen werden. Die falsche Trinktemperatur verändert die Weinaromen: Ein zu warmer Rotwein kann überladen und alkoholisch schmecken, ein zu kalter Weißwein hingegen entwickelt kaum Aromen. Mit der richtigen Temperatur bringen Sie die Weinaromen in Balance. In der Regel finden Sie die empfohlene Trinktemperatur auf dem Flaschenetikett.


Das passende Glas

Ein geeignetes Glas für Rotweine hat eine große bauchige Form, die es ermöglicht, den Wein zu schwenken und seine Aromen freizusetzen. Ein Weißweinglas sollte nach oben hin schmaler werden, damit keine Weinaromen verloren gehen. Achten Sie auch auf einen dünnen Glasrand: Dicke Gläser können das Mundgefühl stören und damit das Weinaroma verfälschen. Für den Einstieg eignet sich auch ein sogenanntes Universalglas bestens.


Das Universalglas

Ein Glas für alle Weinsorten? Ja, das funktioniert. Sogenannte Universalgläser kommen auch auf Weinmessen und bei Profiverkostungen zum Einsatz. Sie vereinen alle Ansprüche an ein gutes Weinglas: dünnes hochwertiges Glas, eine bauchige Form sowie einen langen Stiel zum Anfassen. Letzteren sollten Sie wirklich benutzen: Die Temperatur Ihrer Hände kann sonst den Wein erwärmen und dessen Aromen verändern.


Den Rotwein atmen lassen, Weißweine benötigen keine Luft.

Vor dem Genuss sollte der Rotwein atmen, damit er sein volles Aroma entfalten kann. Der Sauerstoff sorgt dafür, dass sich die Aromastoffe besser verbinden. Wenn Sie mögen, können Sie den Wein dazu in ein Dekantiergefäß gießen – oder Sie lassen ihn einfach 30 Minuten in der geöffneten Flasche stehen, bevor Sie ihn genießen. Weißweine hingegen können direkt nach dem Öffnen verkostet werden.


Den Wein richtig einschenken

Füllen Sie das Weinglas nicht zu voll, um genügend Raum für das Schwenken des Weines zu lassen. Dadurch können sich die Aromen besser entfalten und Sie können den Wein besser und intensiver riechen und schmecken.


Den Wein betrachten

Vom Angucken allein wissen Sie natürlich noch nicht, ob Ihnen ein Wein schmecken wird. Nehmen Sie sich dennoch Zeit für diesen Schritt: Klarheit und Farbe des Weines geben Hinweise auf dessen Alter und Rebsorte: Junge Weine sind deutlich heller als reife. Eine blasse Farbe deutet darauf hin, dass die Reben in kühlem Klima angebaut wurden, während eine intensive Farbtiefe auf warme Anbaubedingungen hinweist.


Den Wein schwenken

Schwenken Sie den Wein sanft im Glas, um seine Aromen besser freizusetzen. Achten Sie darauf, das Glas dabei am Stiel zu halten, um den Wein nicht unnötig zu erwärmen und keine Fingerabdrücke am Glas zu hinterlassen.


Warum werden Weine im Glas geschwenkt?

Eine Weinverkostung ohne beherztes Glasschwenken? Unvorstellbar. Dabei geht es nicht um Showeffekte: Durch das Schwenken entfaltet sich das Potenzial des Weines erst so richtig. Durch den sogenannten „Swirl“ schmeckt der Wein also noch besser. Dies hat mehrere Gründe:

  1. Sauerstoffzufuhr: Durch das Schwenken vermischen sich Wein und Sauerstoff miteinander – die Weinaromen und Geschmacksnuancen öffnen sich besser. Profis sprechen auch vom „Weinbelüften“.

  2. Aromafreisetzung: Die freigesetzten Aromen verteilen sich besser im Glas – und Sie können diese besser wahrnehmen, wenn Sie am Weinglas riechen.

  3. Bewertung der „Kirchenfenster“: Als „Kirchenfenster“ werden die Schlieren bezeichnet, die sich beim Schwenken an der Glasinnenseite bilden und langsam herabfließen. Diese geben Hinweise auf Alkohol und Körper des Weines – je ausgeprägter die „Kirchenfenster“, desto höher der Gehalt an Alkohol und Zucker.


Den Wein riechen

Halten Sie Ihre Nase über das Glas und atmen Sie tief ein, um die verschiedenen Aromen des Weines wahrzunehmen. Versuchen Sie, die vielschichtigen Frucht-, Blumen- oder Gewürzaromen wahrzunehmen, die im Wein enthalten sind. So bereiten Sie auch Ihren Gaumen auf den Wein vor und schmecken dann die Aromen besser heraus.


Den Wein kosten

Keine Eile: Nehmen Sie einen kleinen Schluck Wein und lassen Sie ihn einige Sekunden lang in Ihrem Mund, bevor Sie ihn schlucken. Achten Sie auf die verschiedenen Geschmacksrichtungen wie süß, sauer, salzig und bitter, die der Wein auf Ihrer Zunge und im Gaumen hinterlässt: Schmecken Sie Fruchtnoten, Gewürzaromen, einen Hauch Eiche?


Genießen Sie den Wein in guter Gesellschaft.

Eine gute Flasche Wein schmeckt noch besser, wenn sie in geselliger Runde geteilt wird: Fachsimpeln Sie gemeinsam mit Ihrer Familie oder Ihren Bekannten über den Wein und tauschen Sie sich über die Genusseindrücke aus. Es lohnt sich auch, direkt bei den Weingütern vorbeizuschauen: Viele Winzerinnen und Winzer veranstalten kleine Weinfeste oder Verkostungen, bei denen Sie nicht nur vorzügliche Weine, sondern auch gute Gespräche genießen können. Oder Sie besuchen gemeinsam mit Freund*innen unsere hervorragenden Restaurants und lassen sich von den Weinexpertinnen und -experten vor Ort beraten.